Neuerscheinung bei Lars Müller Publishers, herausgegeben von Christophe Le Gac
Didier Fiúza Faustino ist ein Schöpfer, der sich jeder Kategorisierung widersetzt. Als Architekt, Künstler und Designer realisiert er Installationen, Gebäude, Performances und Möbel und schafft Verbindungen zwischen Körper und Raum. Der 1968 geborene Architekt hat zahlreiche zeitgenössische Trends und Arbeitsmethoden vorweggenommen und die Grenzen der Architektur verschoben. Seine Entwürfe beschäftigen sich mit den Themen Multifunktionalität, Durchlässigkeit, mit der Schwelle von Öffentlich zu Privat und dem Haus als Projektionsfläche.
Seit 1995 entwickelt Faustino einen vielschichtigen Ansatz, der vom Experiment bis zur Erschaffung multisensorischer Räume und Gebäude reicht. Sein Oeuvre umfasst mehr als 270 Projekte in verschiedenen Größenordnungen. Manche davon sind architektonischer Natur, andere sind rein künstlerisch, aber ihnen gemeinsam ist eine kritische Perspektive auf die Architektur. Häufig zeigen sie die Grenzen des Körpers in normativen, engen Räumen auf und dienen dazu, ein politisches Statement abzugeben: als Kritik an der Tatsache, dass die zeitgenössische Architektur ihre soziopolitischen Verpflichtungen nicht anerkennt.
Am besten wird dieser Ansatz durch das One Square Meter House (2003) veranschaulicht: eine kaktusähnliche Struktur, die sich aus einer Grundfläche von einem Meter erhebt. Diese Behausung für eine Person wirbt für eine kritische Sicht auf die Bodenspekulation und untergräbt gängige Vorstellungen von Bewohnbarkeit und Anpassungsfähigkeit.
Die büroähnliche Architektur von Working Dead (2017) antwortet auf die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten werden. Working Dead inszeniert neue Positionen für Körper, die als Ergebnis neuer Arbeitsmethoden entstehen, deren Ziel ein numerischer Produktivismus ist. Da sie sich immer häufiger ausruhen, sind diese Körper nicht länger Kettenglieder in den Diensten eines industriellen Taylorismus. Der menschliche Körper schuftet nicht mehr, sondern er ist verbunden und wird bald seine physische Hülle verlassen, um vollständig in die mechanische Schnittstelle des Netzes einzutreten.
Anlässlich der Ausstellung "EXIST/RESIST – Works by Didier Fiúza Faustino: 1995–2022" erscheint die erste umfassende Monografie des französisch-portugiesischen Künstler-Architekten. In Essays, Faustinos eigenen Texten, detaillierten Analysen von 30 ausgewählten Projekten und einer Übersicht über alle Projekte untersucht das Buch einzigartige Kreationen, die den Körper in den Mittelpunkt des Interesses eines Architekten stellen.
"In his projects, Didier Fiúza Faustino addresses the fundamental questions of architecture. Nevertheless, he always does so in an indirect manner, by means of destabilization. He defines his architectural practice with his office, Bureau des Mésarchitectures, as the “implementation of an unexpected and generally unwelcome event.” This desire for complications compels him to systematically take a step to one side. In order to accept these discrepancies, we are led to reflect on the norms and conventions that they imply. The office’s architectural projects therefore also constitute explorations of the defining elements of architecture, as well as counter-proposals." (Marie-Hélène Fabre)
EXIST/RESIST – Works by Didier Fiúza Faustino: 1995–2022. MAAT – Museum of Art, Architecture and Technology, Lissabon, Portugal 5.10.2022 bis 6.3.2023.
https://www.lars-mueller-publishers.com/architecture-disquiet-bodies
https://www.lars-mueller-publishers.com/architecture-pour-corps-fragiles
