Kunstausstellung im Klostermuseum in Hirsau, 07.05. – 31.10.2023
“Ich hoffe für die Nachwelt, dass wir uns nun wieder auf die positiven Aspekte des Menschseins besinnen. Das sehe ich als zentrale Position meiner Arbeit.” (Mahbuba Maqsoodi)
Die international erfolgreiche Künstlerin Mahbuba Maqsoodi präsentiert im Klostermuseum in Hirsau eine einzigartige Auswahl ihrer Werke, die in dieser Zusammenstellung bisher noch nicht zu sehen war.
Im Zentrum der Kunstausstellung steht die eigens für diesen Anlass konzipierte Installation “Fragil”, bestehend aus vier miteinander verknoteten Ganzkörperschleiern, die den Betrachter in seinen Bann zieht und zu einem interreligiösen Dialog anregt – und genau das ist es, was Mahbuba Maqsoodi mit ihrer Kunst erreichen möchte: Brücken bauen, Verbindungen schaffen, mit der Kunst Fragen aufwerfen und so Impulse schaffen, für eine gemeinsame Suche nach den Antworten.



Die Installation “Fragil” wird ergänzt durch elf ausdrucksstarke Bildkompositionen aus Glas sowie durch das ebenfalls titelgebende Gemälde “Sein”. In diesen Werken sucht Maqsoodi in den unterschiedlichen Kulturen und Religionen das verbindende Motiv und bringt dieses farb- und lichtintensiv, kraftvoll und deutungsreich zum Ausdruck. Dabei gelingt es ihr, durch die dreidimensionale Wirkung ihrer Arbeiten den Betrachter zu einem Teil des Werkes werden zu lassen. Besonders die Lebendigkeit des Werkstoffes “Glas” empfindet die Künstlerin als sehr spannend:
“Das Glas ist auf der einen Seite sehr verletzlich und zerbrechlich, gleichzeitig impliziert es aber eine unfassbare Härte. Eine Arbeit auf dem Medium Glas ist unglaublich wandelbar. Dabei ist Licht ein essenziales Kriterium für die Wirkung des Materials. Wie ein lebendiger Organismus benötigt Glas das Licht zum Atmen.”
Der Ausstellungstitel “Fragiles Sein” scheint zunächst einmal zu irritieren. Fragil erscheint hierbei nicht nur die “schleierhafte” Installation, sondern auch das Material Glas. Es geht laut Maqsoodi aber auch um die Erörterung der Frage der Zerbrechlichkeit des Seins und darüber hinaus:
“Fragiles Sein bezieht sich nicht nur auf die Existenz als solches, sondern schließt alle Aspekte des Menschseins mit ein. Es geht genauso um unsere Gedanken, Gefühle, Emotionen, sowie Überzeugungen. Diese können sich schnell verändern oder verworfen werden, je nachdem in welche Lage man gerät.”
Das menschliche Leben ist in vielerlei Hinsicht fragil – wie wir in diesen Zeiten der weltpolitischen Großwetterlage jeden Tag aufs Neue erfahren müssen. Dabei muss dies keine Komponente sein, die uns in Angst versetzt – im Gegenteil: das Bewusstsein, dass jedes einzelne Gut kostbar und ein Unikat sein kann, lässt uns wieder Erdung finden und uns auf das besinnen, was wirklich wichtig erscheint, fernab des Massenkonsums einer Wegwerfgesellschaft.
Dieser aktuelle Bezug des Titels auf die Herausforderungen der Gegenwart und die damit einhergehenden Diskurse innerhalb unserer Gesellschaft machen diese Sonderausstellung zu einem besonderen kulturellen Highlight in der Region des Nordschwarzwaldes, der die Besucherinnen und Besucher zu politischen, gesellschaftlichen und sozialen Diskussionen anregen wird.
Zu sehen ist die Ausstellung im Klostermuseum in Hirsau zwischen dem 07. Mai und dem 31. Oktober 2023, dienstags bis freitags zwischen 13:00 Uhr und 16:00 Uhr und am Wochenende zwischen 12:00 Uhr und 17:00 Uhr.
Über die Künstlerin
Mahbuba Maqsoodi stammt aus Herat, Afghanistan, und lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Nach ihrer Ausbildung in Afghanistan absolvierte sie ein Kunststudium in St. Petersburg, 1992 promovierte sie an der Staatlichen Stieglitz-Akademie für Kunst und Design.
Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie durch die neue Ausgestaltung des Benediktinerklosters St. Mauritius im saarländischen Tholey, im ältesten Kloster Deutschlands, bekannt. Dort arbeitete sie gemeinsam mit Gerhard Richter an der Neugestaltung der Kirchenfenster, die in den Medien bereits als eine “neue Weltkunst” gefeiert wird. Neben den drei abstrakten Fenstern Gerhard Richters gestaltete Mahbuba Maqsoodi mit 29 weiteren den Großteil der neuen Kirchenfenster und setzte sie in einen zeitgenössischen und modernen Rahmen.
Katalog zur Ausstellung
Zur Ausstellung erscheint ein hochwertiger Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke. Enthalten sind des Weiteren u.a. eine Werkseinordnung des Kunsthistorikers Dr. Günter Baumann und ein Interview der Künstlerin Mahbuba Maqsoodi mit Timo Heiler, dem Leiter der Städtischen Museen in Calw.