Nachhaltigkeitslab / Sustainability Lab. Rendering. © knoblauch design / www.knoblauch.eu

Into the deep. Minen der Zukunft

Eine klimaneutrale Ausstellung im Zeppelin Museum.

Der Abbau von Rohstoffen entwickelt sich zu einem zunehmenden ökologischen, ökonomischen, politischen und sozialen Problem mit globalen Auswirkungen. Extensive Abbaupraktiken und die Ausbeutung von Öko- und Sozialsystemen führen zu einer der größten Umweltbelastungen unserer Zeit. Ihre Folgen sind vielerorts dramatisch sichtbar, dennoch wird der Kampf um Ressourcen fortgeführt, an neuen Standorten, die teils utopisch anmuten möchten. Mit der interdisziplinären Ausstellung “Into the deep. Minen der Zukunft” wirft das Zeppelin Museum angelehnt an die Industriegeschichte der Stadt Friedrichshafen einen kritischen Blick auf den Rohstoff Aluminium, das Metall des Fliegens, und auf die vielschichtigen Zusammenhänge des Rohstoffabbaus beim Deep Sea und Deep Space Mining. Neben den Folgen von Umweltzerstörung und Kolonialismus, die mit der gesteigerten Extraktion von Rohstoffen einhergehen, werden Widerstand und Aktivismus gegen die Ausbeutung von Menschen und Umwelt in der klimaneutralen Ausstellung eruiert.

Mit Exponaten der eigenen Sammlung stellt das Zeppelin Museum die Frage nach der Etablierung von Aluminium als Werkstoff des Luftschiffbaus und seiner Impulswirkung für die Materialforschung. Aus dem 1825 entdeckten Leichtmetall entwickelte sich die wichtigste Grundlage zur Konstruktion von Metallgerippen in der Luftschifftechnik. Die wachsende Nachfrage und daraus resultierende Lieferengpässe zeigten schnell die Abhängigkeit der deutschen Aluminiumindustrie von Importen. Staatliche Kontrollen, Materialsammlungen, Recycling und die Suche nach Ersatzstoffen waren die Folge. Der weltweite Abbau des Gesteins Bauxit – und die sehr energieaufwändige Gewinnung von Aluminium aus ihm – verursachen neben Umweltschäden auch das Abfallprodukt Rotschlamm. Daher steht die Aluminiumindustrie bis heute in der Kritik.

Deep Sea Mining, der Rohstoffabbau in der Tiefsee mit seinen nicht absehbaren Folgen für das Ökosystem, bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. In ihrer Videoinstallation Nautilus New Era greift Kristina Õllek auf die Fiktion 20 000 Meilen unter dem Meer zurück und stellt sie dem aktuellen, hochumstrittenen Tiefseebergbau im Zeitalter des Klimanotstands gegenüber. Da die Ressourcen auf der Erde knapp und endlich sind, suchen Wissenschaftler*innen nach immer neuen Abbaugebieten, so auch beim Deep Space Mining. Mining the Skies von Bethany Rigby ist eine Installation aus Gesteins- und Mineralproben, die sich kritisch mit extraterrestrischer Bergbauforschung, vor allem dem Asteroidenbergbau, auseinandersetzt. In der Ausstellung beleuchtet der Forensiker, Filmemacher und Forscher Ignacio Acosta zudem die prekären Arbeitsbedingungen, die mit dem Ressourcenabbau verbunden sind, ebenso wie den Widerstand gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen. In einer umfassenden raumspezifischen Installation bringt er seine verschiedenen Feldstudien zusammen, die er als Tiefenbohrungen versteht. Ein besonderer Fokus seiner Recherche liegt dabei auf digitalem Aktivismus für Umweltgerechtigkeit, um in einem postpandemischen Szenario die Nutzung digitaler Technologien zu thematisieren.

Die im Fonds Zero der Kulturstiftung des Bundes geförderte Ausstellung hat den Anspruch in allen Bereichen klimaneutral zu sein. Die Balance zwischen nachhaltigem Ausstellen, dem Schutz von Kulturgütern und einer qualitativ hochwertigen Präsentation ist eine zentrale Aufgabe des Ausstellungsprojektes. So werden unter anderem neue architektonische Ansätze erprobt, Abfälle vermieden sowie neue Transportwege und Materialien getestet. Im Nachhaltigkeitslabor, das regulär aus der Ausstellung, aber auch kostenfrei über einen separaten Eingang über die Seepromenade besucht werden kann, erfahren die Besucher*innen alles zu Ressourcen, ihrer Nutzung und zu den Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf den Planeten, beispielsweise welche Rohstoffe und seltenen Erden in unseren eigenen Haushalten zu finden sind. Smartphones und elektronische Geräte, die heute fast jeder Haushalt standardmäßig besitzt, verwandeln unsere Häuser und Wohnungen in regelrechte Minen. Außerdem wird in den Räumlichkeiten des ZeppLabs, das über das Museumsfoyer ebenfalls kostenfrei zugänglich ist, ein Repair-Café eröffnet. In diesem Werkstattbereich können Heimwerker*innen und DIY-Enthusiast*innen lernen, ihre Fahrräder, Möbel, Elektrogeräte und Kleidung zu reparieren und so wieder nutzbar zu machen.

Wenn Sie mehr über die Nachhaltigkeitsbemühungen, die Klimastrategie und die THG Bilanz des Zeppelin Museums erfahren möchten, besuchen Sie http://www.zeppelin-museum.de. Um die Ausstellung “Into the deep. Minen der Zukunft” zu besuchen, nutzen Sie am besten die öffentlichen Verkehrsmittel, das Fahrrad oder kommen Sie zu Fuß. Die klimafreundliche Anreise belohnt das Zeppelin Museum mit dem Klimaticket – es gibt 10 % Rabatt auf den Eintritt bei Vorlage eines ÖPNV Tickets!

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, den 25. Mai 2023 um 19.00 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.